Russen sind nicht schwarz – wie deutsche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter/ Expats in den BRIC-Ländern schützen – Russland

Russen sind nicht schwarz – wie deutsche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter/ Expats in den BRIC-Ländern schützen – Russland

Als unsere Freunde vor gut einem Jahr nach Russland versetzt wurden hatten Sie sich gut informiert und vorbereitet, Russland ist kalt und gefährlich, das ist bekannt. Skiunterwäsche wurde in mehrfacher Ausfertigung für die ganze Familie besorgt, Schulen und Wohnungen insbeziert, und letztlich die Entscheidung zugunsten einer Wohnung in einem geschlossenen Compound getroffen, zum Preis einer Luxusvilla in Deutschland aber Sicherheit geht ja bekanntlich vor. – Es gab auch die anderen Stimmen, Moskau ist nicht Russland, Moskau ist Europa, wir sind nicht mehr in den wilden Neunzigern.
Als unsere Freunde, nennen wir sie die Schmidts, im Hochsommer am Flughafen Scheremetevo ankamen, wurde bestätigt, was sie erhofft hatten, ein moderner internationaler Flughafen, der Fahrer, der sie abholte sprach Englisch, der Einzug klappte hervorragend und die Nachbarn sprechen alle Englisch. Der Firmenwagen stand vor der Tür, mit neuen GPS, und Obi und Ikea waren auch zu finden. Irgendwie gab es noch Schwierigkeiten, Frau Schmidt durfte das Auto nicht fahren, es fehlte irgendeine Bescheinigung. Vielleicht wäre doch die schicke Stadtwohnung im Zentrum mit Blick auf den Kremel besser gewesen, aber man kann ja noch mal umziehen.

Es war unerwartet drückend heiß und sehr staubig, aber eben wie in Europas Süden, etwas viel Verkehr, aber alles in allem: Es wird eben alles doch nicht so heiss gegessen wie es gekocht wird, das war das Fazit der Schmits nach den ersten Tagen in Moskau.
Heute ein Jahr später sind die Schmidts um viele Erfahrungen reicher, und die beste Entscheidung, die Sie am Anfang getroffen hatten, war die teure Wohnung im Compound, so konnten wenigstens die Kinder draußen spielen und waren zufrieden. Wenn die Kinder zufrieden und sicher sind ist schon viel gewonnen.
Die Skiunterwäsche wurde Weihnachten beim Skiurlaub angezogen und landete dann wieder im Schrank, in Moskau braucht man einen Warmen Mantel, dicke Stiefel, Schneehosen, Handschuhe und Mütze, aber „Zwiebel-Kleidung“ ist aufgrund der warmen Innenräume von meist 25 Grad volllkommen unangebracht. Der Weihnachtsskiurlaub war auch der letzte, der Winter wurde im April wirklich zu lang, man hätte auf die Nachbarn hören sollen und in die Sonne fahren sollen. –
Inzwischen haben die Schmidts zwei Autos mit Fahrer, einen für die Kinder, zur und von der Schule, und Frau Schmidt und einen für Herrn Schmidt, denn mit dem 1.September und dem Schulanfang verdoppelte sich der Verkehr auf Moskaus Straßen. Der Fahrer bringt einen nicht nur sicher von A nach B,sondern man kann die Zeit nutzen, denn aus einer 10 km Fahrt ins Zentrum kann schnell einmal eine drei Stunden Tour werden. Die Straßen werden in Moskau immer noch ohne Vorankündigung gesperrt, wenn Regierungsanhänger diese benutzen müssen. Zudem ist man auch nicht dem aggressiven Fahrstil ausgesetzt, an Kreuzungen gilt das Recht des Stärkeren, rücksichtslos, auch ohne Rücksicht auf Verkehrsregeln, rote Ampeln haben eine eher nachrangige Bedeutung.
Aber was die Schmidts erst jetzt anfangen zu begreifen, und darauf hatte sie niemand aufmerksam gemacht, Russen sind nicht schwarz. Wenn man in Afrika einen Schwarzafrikaner gegenüber steht, dann ist man sich jede Minute der kulturellen Unterschiede bewusst, ebenso bei einem Chinesen, man weiß, dass Chinesen nicht „nein“ sagen, und man sieht Ihnen ins Gesicht und vergisst die kulturellen Unterschiede nicht. Russen aber sehen aus wie Europäer und sprechen insbesondere auf Management Ebenen oft gutes Englisch, man hat das Gefühl man ist in Europa und spricht mit Europäern. Aber das ist nicht der Fall. Die größte Herausforderung in Russland sind die kulturellen Unterschiede, die Zeit tickt anders in Russland, Verhandlungen werden anders geführt, die Kommunikation ist eine Andere, die gesamten Wertvorstellungen sind vollkommen unterschiedlich. Herr Schmidt war das erste Jahr in Russland überhaupt nicht erfolgreich und er fängt erst langsam an zu begreifen warum. Die russische Kultur und Mentalität ist so unterschiedlich von der Westeuropäischen, dass Russen eigentlich lila sein müssten, damit man dies nicht immer wieder vergisst.
Vor dieser Herausforderung kann man sich nicht schützen, aber man kann sich auch darauf vorbereiten, und schon das Verständnis von Arbeitgebern und Neuankömmlingen kann viel zum geschäftlichen Erfolg in Russland beitragen.

Dr. Karin von Bismarck

 

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