Türkischer Frühling

Türkischer Frühling

Proteste in der Türkei
Entzündet hat sich die Revolte gegen den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan und seine islamisch-konservative Partei AKP an dem Vorhaben, den Istanbuler Gezi-Park mit einem Einkaufszentrum zu überbauen, das die Fassade der vor sieben Jahrzehnten abgerissenen Topçu-Kaserne zieren soll. Doch inzwischen geht es nur noch in zweiter Linie um den Erhalt des Parks. Die Protestierer werfen Erdogan genau das vor, was vom Beginn seiner Regierungszeit immer als Befürchtung im Raume schwebte: die schleichende Islamisierung des Landes.

Die Demonstranten nennen Erdogan einen autoritären Herrscher, der zwar demokratisch gewählt wurde, seine Macht aber missbrauche. Die weltoffenen Menschen in den westlichen Metropolen der Türkei wehren sich gegen religiöse Bevormundungen. Erdogan erweist sich in dieser Situation als ideenlos und halsstarrig. Er droht den Demonstranten und kontert mit Gewalt und mit der Mobilisierung der eigenen Anhänger zu Gegendemonstrationen.
Der arabische Frühling scheint nun auch den Nato-Staat Türkei erfasst zu haben. In letzter Konsequenz droht ein Bürgerkrieg wie im Nachbarland Syrien. Bislang hat das türkische Militär als selbst ernannter Hüter des laizistisch-kemalistischen Erbes stets eingegriffen, wenn dieses gefährdet schien. Ein Bürgerkrieg kann schnell auch die Abspaltung der kurdischen Osttürkei bedeuten. Erdogan spricht von Toleranz, trägt aber nichts zur Deeskalation bei, sondern hetzt gegen die Protestierer. Wenn er aber nicht ernsthaft und offen auf die Demonstranten zugeht, könnte ihn am Ende dasselbe Schicksal ereilen wir den ägyptischen Machthaber Husni Mubarak.
 

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